· Therapeutisches Arbeiten mit der Lebensgeschichte ·

Mögt Ihr auch so gerne Podcasts? Ich finde sie toll und höre mir kreuz und quer alle möglichen Interviews und Reportagen an. 

In einer Folge erklärt der bekannte Gedächtnisforscher Hans Markowitsch die Bedeutsamkeit unbewusster Gedächtnisinhalte und warum das Gehirn nichts vergisst, wir uns aber nicht immer daran erinnern können. 

Zur Verdeutlichung berichtet er von einer Frau, die unter großer Angst vor Hochhäusern litt, und davor, bei einem Feuer nicht rechtzeitig herauszukommen. Zunächst hat sie diese Angst weder verstehen noch überwinden können. Schließlich erinnerte sich ihre Mutter an eine dramatische Erfahrung der Tochter als sehr kleines Kind: ihr Kinderwagen fing Feuer als dieser unbeobachtet an einem Feldrand stand.

Die Angst blieb nach diesem Erlebnis bewusst und verselbstständigte sich im Laufe des Lebens. Die Ursache aber blieb unbewusst, was u.a. damit zu tun hat, dass bewusstes Erinnern die Fähigkeit der Versprachlichung braucht.

Allein das Wissen um diesen Zusammenhang, so der Forscher weiter, habe die Angst der Frau so sehr reduziert, dass sie seitdem nicht mehr in ihrer Lebensgestaltung eingeschränkt sei.

Der Blick in die Vergangenheit kann uns also dabei helfen, unser Erleben und Verhalten zu verstehen und einzuordnen. Und das hat erst einmal nichts mit Therapie zu tun. Bestimmt fällt auch Euch ein Bespiel ein, dass Euch bis heute prägt?! Das können sowohl positive als auch negative Erlebnisse sein. 

Die Psychoanalyse macht sich dieses Prinzip zunutze und hat daraus eine Methode entwickelt. Denn gerade wenn wir Gefühle in uns haben, die uns fremd sind, uns belasten oder wir uns auf eine Art und Weise verhalten, die wir eigentlich ablehnen oder die uns sogar schadet, reicht es meist nicht, nur oberflächlich darauf zu schauen. Es braucht den Blick in die eigene Lebensgeschichte. So können wir herausbekommen, was uns geprägt hat und wie dies noch heute in uns wirkt. Sind wichtige Erlebnisse unbewusst und lassen wir die dazugehörigen Gefühle über einen langen Zeitraum nicht zu – in der Psychoanalyse spricht man von Verdrängung – kann es etwas länger dauern bis wir verstehen, was eigentlich los ist. Manchmal braucht es dafür professionelle Unterstützung. 

Muss man in einer Psychotherapie eigentlich ständig über seine Vergangenheit sprechen? wurde ich heute Morgen von einem Nachbarn gefragt, als ich gerade auf dem Weg zur Praxis war. Nö, muss man nicht, aber es ist sehr hilfreich, wenn man sich selbst verstehen will. :)

Wenn Ihr noch mehr darüber wissen wollt, schaut in die zweite Reise in die Vergangenheit!

https://www.neuesvondercouch.de/reise-in-die-vergangenheit-weiter-gehts/