Kennt Ihr das Freud-Museum in London? Ich war letztes Wochenende dort und was soll ich sagen? Seht selbst.

Das Haus, in das Sigmund Freud mit seiner Frau Martha und Tochter Anna 1938 zog, nachdem er vor den Nazis aus Österreich fliehen musste. Es hat einen wunderschönen Garten, in den sich Freud gern zurückzog.

 

Das gesamte Haus ist sehr persönlich gestaltet. Überall findet man Sammelstücke aus der griechischen und römischen Mythologie, archäologische Fundstücke, orientalische Antiquitäten und andere kleine liebevolle Details. Kunst spielte ebenfalls eine große Rolle für Freud. So hängt dort u.a. ein Freud-Porträt von Salvodor Dali dort. Und natürlich gibt es eine Unmenge an Büchern! Ein nahezu intimer Eindruck, den man hier bekommt.

 

Man spürt, wie intensiv hier gelebt und gearbeitet wurde und dass jede Figur, jedes Kunstwerk, jedes Ding eine eigene Geschichte hat. Die berühmte Couch aus dem Bild ganz oben war übrigens ein Geschenk von einer gewissen Madame Benvenisti, einer ehemalige, vermutlich dankbaren Patientin. Sie schenkte Freud das Möbel 1890 und seitdem entwickelte sich die Couch zum Synonym der Psychoanalyse.

 

In diesem Zwischengeschoss saßen Freuds Frau Martha und Schwägerin Minna, beobachteten das Geschehen auf der Straße und nähten. Kreativität hatte im Hause Freud einen sehr großen Stellenwert. Die Vorstellung, Denkprozesse würden durch kreative Beschäftigung, am besten mit den Händen, vertrat nicht zuletzt Minna, also Marthas Schwester. Sie war ebenfalls mit nach London gezogen und galt als enge Vertraute und Freundin des Paares. Auch soll sie Freud eine Art intellektuelle Komplizin gewesen sein. Manche Freud-Biographen sprechen sogar vom `Minna-Geheimnis`, da bis heute ungeklärt ist, wie nah sich Minna und Sigmund Freud wirklich gestanden haben. Wie Ihre seht, ging es auch bei Freud sehr menschlich, geradezu modern zu.

 

Das Behandlungs- und Arbeitszimmer von Anna Freud wirkt spartanischer als das ihres Vaters. Wusstet Ihr, dass sie selbst als Jugendliche Essprobleme hattet und sich aufgrund dieser Erfahrung mit dem Thema auseinandersetzte? So riet sie Ärzten und Familienangehörigen von Betroffenen, auf Druck und Nahrungsmittelvorgaben zu verzichten und stattdessen, den Betroffenen mehr Selbstbestimmung zuzugestehen.  Das war damals alles andere als selbstverständlich!

 

Der Schreibtisch von Anna Freud. Sie lebte bis zu ihrem Tod 1982 in diesem Haus und gilt als Pionierin der Kinderanalyse.

 

Diesen Brief schrieb Anna Freud einem gewissen John, der wissen wollte, welche persönlichen Voraussetzungen jemand mitbringen sollte, der Psychoanalytiker werden möchte. Erstaunlich, wie sehr ihre Worte noch heute zutreffen.

Ein kurzer, frei übersetzter Auszug aus diesem Brief, gefällt mir besonders gut:
“….Man muss eine große Liebe zur Wahrheit haben, sowohl zur wissenschaftlichen als auch zur persönlichen Wahrheit, man muss diese Wertschätzung der Wahrheit höher stellen als jegliches Unbehagen an der Begegnung mit unangenehmen Tatsachen, ob sie nun zur Außenwelt oder zur eigenen inneren Person gehören……”