· Wünsche an die Therapie ·

So klingen manchmal die Wünsche oder Vorstellungen von Patienten, die erstmals zu mir in die Praxis kommen. Und das verstehe ich auch. Menschen kommen nicht wegen Kinkerlitzchen zu mir, sondern weil sie nicht mehr weiterwissen und ihr Leben oder Teile davon nicht mehr allein bewältigen können. Oft liegt ein langer Leidensweg hinter ihnen und es gab vergebliche Versuche, die Beschwerden zu lindern oder zu beseitigen. Meistens erleben Patienten ihre seelische Problematik als lästig, unlogisch und nutzlos – wie ein Geschwür, das herausgeschnitten werden und möglichst ohne Narbe in kürzester Zeit verheilen soll.

Patienten, die bei dieser Vorstellung und sogar Forderung bleiben, muss ich enttäuscht wegschicken. Die Psychotherapie und allen voran die Psychoanalyse ist mitnichten ein Unterfach der chirurgischen Medizin und dient nicht der Selbstoptimierung. Seelische Veränderung braucht Zeit, Geduld und Verstehen jenseits oberflächlicher Betrachtung!

Wenn Menschen zu mir kommen, höre ich erst einmal ganz genau hin. Ich muss mein Gegenüber kennen lernen und verstehen, worin sein Leiden besteht und wie es entstanden ist. Es gilt nachzuvollziehen, wie der Mensch sein bisheriges Leben erlebt hat und wie er es aktuell erlebt. Worum geht es eigentlich – hinter der vordergründigen Symptomatik? Meiner Erfahrung nach ergibt eine seelische Problematik bei näherer Betrachtung immer Sinn und entspringt einer – zumindest subjektiven – inneren Logik. Immer? Ja, immer.

Es kann Gefühle, Erlebnisse, Verletzungen oder Wünsche geben, die einem bisher nicht bewusst waren. Solche unbewussten Ursachen sind natürlich gemein, weil man sich dann noch so sehr anstrengen und trotzdem nicht wirklich etwas verändern kann. Und so begebe ich mich mit Patienten in einen gemeinsamen Prozess, in dem die Ursachen erkannt, verstanden und bearbeitet werden. Die erwünschten Veränderungen kommen dann meist von ganz allein.

Und sollte doch ein harter Schnitt in Form einer einschneidenden Lebensentscheidung nötig sein, dann als Ergebnis einer ausgiebigen Auseinandersetzung mit sich und dem eigenen Leben.